Winterfeeling beim Hochkönigmarathon Trail
(Bericht: Ursel P. / Fotos privat und Karl Decius)
01.06.2019
Unser erster Berglauf 2019 sollte der Hochkönigstrail mit 46,7km/2900Hm in Maria Alm sein, also ein wenig mehr als ein Marathon und ich sah locker dem Wettkampf entgegen.
Maria Alm ist ein kleiner Ort im Österreichischem Land Salzburg!
Unverhofft kam es jedoch anders als geplant.
Durch den späten Wintereinbruch im Mai mussten die Ultrastrecken umgelegt werden. Es gab über 10cm Neuschnee, somit waren die alten Strecken nicht mehr passierbar.
Dadurch wurde der Marathon länger und höher. Wir hatten nun einen Ultra mit 52km und 3250 HM in 12 Std. zu bewältigen. Es sollte ein Trail unter härtesten Bedingungen werden.
Wir fuhren 3 Tage vor dem Lauf nach Maria Alm und kommen im strömenden Regen an. Das war erst einmal sehr deprimierend, allein die Vorstellung wolkenverhangen in den Berg zu laufen und nichts außer Nebel zu sehen.
Die Wetterprognosen versprachen Besserung und wir hofften, dass Petrus ein Einsehen mit den vielen Läufern hat.
Mit Freunden erkundeten wir im Vorfeld 10km der Strecke, es regnete und die vielen nassen Wurzeln wurden zu gefährlichen Stolperfallen.
Die Wolken hingen tief in den Bergen, und der erhoffte weite Bergblick blieb aus. Inzwischen war man in Maria Alm fleißig am Aufbauen des Großen Lauf-Festivals. Die Startunterlagen holten wir 1 Tag vor dem Rennen im Hotel Niederreiter ab.
Pünktlich zum Lauftag riss der Himmel auf und es wurde sogar so warm, so dass wir ohne Jacke starten konnten.
Um 8 Uhr morgens stehe ich nun mit 280 Läufern im Startbereich.
Die vorgeschriebene Pflichtausrüstung wurde beim Einlass sehr genau geprüft und beim Briefing wurden wir nochmals auf den tiefen Schnee hingewiesen.
Was geht mir da alles durch den Kopf, werde ich heil durchkommen, werden meine Beine bei den erschwerten Bedingungen durchhalten.
Die Stimmung war ausgelassen und mit eisernem Willen zum Finish lief ich los.
Maria Alm liegt auf 832 Hm und die ersten 3km führten hinauf zu Natrun/Sonnbergalm. Die erst Hürde von 1163 HM war erreicht. Bis dahin schien mir alles ganz harmlos, wir liefen weiter durch den Wald über einen schmalen Wurzelpfad, ab hier musste man sich sehr auf den Boden konzentrieren. Wir kamen an einem kleinen Stau- See vorbei, bevor uns der Wald mit dem nächsten schmalen Trail verschluckte.
Die Jufenalm ist unser nächstes Ziel und danach ging es wieder über eine Wiese steil hoch direkt zum nächsten schmalen Wurzelpfad im Wald. Die Stöcke waren von Anfang an meine Begleiter.
Unterwegs treffe ich einen Laufbekannten und wir merkten schnell, dass wir gut zusammenlaufen können. Karl Decius blieb nun mein Wegbegleiter und wir hatten uns viel zu erzählen. Es wurde kurzweilig und wir genossen die Natur und den grandiosen schneebedecken Bergblick.
Einen Wehrmutstropfen gab es schon bei km 10, denn auf einer unebenen Wiese hatte ich nicht aufgepasst und bin umgeknickt. Ein heftiger Schmerz zwang mich kurzfristig zu gehen. Aber wie sagt man so schön: eine Indianerin kennt kein Schmerz und so lief ich weiter.
Es war ein ständiges hoch runter, rein in den Wald raus aus dem Wald, hoch auf die Alm, runter die Alm und ein Wurzelpfad folgte nach dem anderen. So schön es ist über solche Trails zu laufen, so zermürbend kann jedoch das ständige Auf und Ab sein.
Bevor wir die Schneefelder erreichten, mussten wir durch knöcheltiefen Matsch und ein Ausweichen schien unmöglich. Unsere Füße schwammen in einer nassen braunen Brühe und unsere Laufschuhe konnte man nicht mehr erkennen! Die Schuhe wurden wie schwere Klötze am Bein.
Wir puschten uns gegenseitig und kamen trotzdem gut voran. Plötzlich sahen wir die nächste Tempobremse Schnee – sehr viel Schnee.
Unten angekommen, wie konnte es auch anders sein ging es gleich wieder nach oben.
Alle 10km wurden wir mit Obst und kleinen Süßen Teilchen versorgt. Gewünscht hätte ich mir nach 9 Std schon mal ein deftiges Käsebrot. Gut, dass ich kleine Salamistangen selbst dabei hatte.
Nach 49km liefen wir auf Maria Alm zu, der Weg führte uns ein kleines Stück durch den Ort und wir freuten uns sehr , denn wir glaubten es geschafft zu haben. Nach einer Brückenüberquerung kamen wir erneut ins Gelände. Eine letzte harte Schikane forderte unsere Beine und damit hatten wir nicht gerechnet.
Es folgte auf den letzten km eine hammerharte Steigung, 2km mit 400Hm. Die 2 km zogen sich wie Kaugummi, und wir entfernten uns wieder von Maria Alm.
Ich fluchte und dachte das darf doch nicht wahr sein, hier wird uns wirklich nichts geschenkt. Die Sonne erschwerte zusätzlich den letzten Anstieg und die Steigung kostete uns nochmal 45 Min. Dass die letzten Km so hart werden, damit hatten wir nicht gerechnet.
Nach 10:56 war es geschafft, Karl und ich wurden herzlich im Ziel begrüßt!
Diese Medaille hatten wir uns hart erkämpft!