9. Humani'Trail / Les Diablerets (Schweiz)
Alpine Herausforderung
21. September 2024
Bericht: Rudolf, Fotos: Rudolf und Sportpxl
Les Diablerets ist ein schweizer Alpenort auf 1200 m Höhe und liegt in der Nähe des Genfer Sees. Der Humani'Trail in Les Diablerets ist ein Benefizlauf zugunsten von Projekten in Nepal. Die in diesem Jahr angebotenen Strecken waren "Yak" (17 km), "Rhino" (25 km) und "Takin" (Marathon). Ich war schon dreimal zuvor die "Takin" Strecke gelaufen und wollte mich nach langem Überlegen an die "Takin" Strecke, also den Marathon wagen. Das Problem ist die Cut-off Zeit (einzuhaltende Zeit) von 11 Stunden. Das hört sich viel an, ist es aber für diese Strecke nicht unbedingt.
Der Marathon hätte auf das 3123 m hohe Oldenhorn führen sollen. Eine Woche zuvor sorgte allerdings ein Kälteeinbruch schon für reichlich Schnee auf diesen Höhen. Am Donnerstag vor dem Lauf erhielt ich noch eine Email, dass die Orginalstrecke gelaufen werden sollte und auf eine verpflichtende Verwendung von Leichtsteigeisen verzichtet werde, sie aber einigen Läufern mehr Sicherheit geben könnten (normalerweise nicht mal empfohlen). Das klang für mich nicht gerade beruhigend. Allerdings schneite es (entgegen den Wetterberichten) am Donnerstag in den Höhen nochmals. Am Freitag verkündete der Veranstalter dann, dass doch auf einer ("genauso attraktiven") Ersatzstrecke gelaufen wird, um die Sicherheit der Läufer zu gewährleisten. Diese Strecke hatte dann knapp 2500 m als höchsten Punkt und insgesamt auch "nur" 2900 Höhenmeter (anstatt 3200 Höhenmetern).
Am Samstag um 6:30 Uhr startete ich dann bei kühlem (7 Grad) aber trockenem Wetter mit der vorgeschriebenen Stirnlampe im Ort. Schnell führte die Strecke aber weg von der Ortsstraße auf kleine und wurzelige Pfade, einem netten Bachlauf folgend. Bei Dunkelheit war es schon sehr anstrengend immer aufmerksam auf den Weg zu sehen. Ich war dann froh als es nach 45 Minuten heller wurde und wir aus dem Wald herauskamen. Dieser erste Abschnitt vom Ort (1161 m) bis zum Col de Pillon (1546m, km 6) ist einigermaßen gleichmäßig steigend und gut zu laufen. (Die Bilder zeigen das Höhenprofil (die Punkte sind etwas verwirrend) und die Mittelstation der Seilbahn mit dem Oldenhorn rechts dahinter von les Diablerets aus).
Am Col du Pillon erfolgte dann der Aufstieg zur Mittelstation der Seilbahn bzw. der Cabane des Diablerets, die dahinter liegt (2486 m, km 10). Der alpine Weg (deshalb blau-weiß markiert) führte in Serpentinen steil aufwärts (auf 4 km fast 1000 Hm). Hier mussten auch die einzigen Schneefelder überquert werden. Wie in der Ausschreibung vermerkt müssen am Ende über leichte Klettersteigpassagen die Felsen überwunden werden. Ein bisschen schwindelfrei sollte man sein. Dort war auch die Bergwacht postiert. Es war ziemlich kalt und ich war froh um meine Handschuhe. An der Cabane war dann der erste Verpflegungspunkt (VP) u.a. mit einer warmen Bouillon.
Der Orginalweg hätte nun weiter zur Bergstation (weitere 500 Hm) geführt. Wir liefen aber auf der Ersatzstrecke auf einem schönen alpinen und gut zu laufenden Pfad hinab bis Oldenegg. Das macht mir immer Spaß und ich konnte auch wieder einige Läufer einholen. Weiter ging es leicht ansteigend in einen Kessel, wo wir wieder auf die Originalstrecke kamen. Man konnte gut sehen wie problematisch ein Abstieg vom Oldenhorn gewesen wäre (2. Bild). Aus dem Kessel führte die Strecke weiter hinab nach Reusch, auf einer kleinen Strecke seilgesichert parallel zu einem Wasserfall. In Reusch (1315 m, km 19) hatten wir fast wieder alle bewältigten Höhenmeter verloren. Hier war die zweite VP und die erste Cut-off Zeit mit 5 Stunden (angepasst an die Ersatzstrecke). Ich erreichte Reusch in 4:07 Stunden und war zufrieden mit dem bisherigen Verlauf.
Von Reusch führte die Strecke moderat ansteigend überwiegend auf Pfaden wieder zurück zum Col de Pillon (1546 m, km 22,5). Nun wurde es langsam schon schwerer, aber vom 26 km Lauf wusste ich, dass der härteste Anstieg noch bevorstand. Kurz nach dem Pass errichten wir den Lac Retaud (1691 m, km 25), einem schönen Bergsee mit der zweiten VP und einem zweiten Cut-off. Dort erwarteten uns auch Alphornbläser. Ich hatte schon vorher gesehen, dass in Reusch etwas Zeitpuffer gut wäre weil die vorgesehen Zeit von 1:30 Stunden bis zum See mir knapp erschien.
Cut-off war nun kein Thema mehr, die Strecke führte mit leichten Anstiegen weiter zum Fuß des "la Palette". Es folgte der extremste Anstieg, direkt dem Grat folgend, auf den Berg (2170 m, km 25). In der Ausschreibung wird es "Mur" (Mauer) genannt (auf 700 m sind 292 Hm zu bewältigen). Der Anstieg war für mich grenzwertig. Ich konnte zwar durchgehend sehr langsam gehen, war aber wirklich froh als ich oben war. Für die 700 m benötigte ich dann auch 27 Minuten.
Nach einer kurzen Verschnaufpause ging es hinab zum dritten VP. Es folgte noch ein Anstieg auf den La Chaux (2261 m) und nach einem Abstieg ein weiterer auf einen Punkt etwas oberhalb des Col de Seron (2220 m). Dies waren deutlich moderatere und angenehmer zu laufende Pfade. Ab hier folgte dann ein Abstieg, zum Teil sehr steil und an einer Stelle seilgesichert, hinab nach Meitreile (1800 m, km 36) und auf Wegen, Pfaden und Sträßchen hinab ins Stadion von Les Diablerets.
In 9:17 Stunden erreichte ich das Ziel auf der mit 41,8 km angegebenen Ersatzstrecke. Es bedeutete den 3. Platz in der Altersklasse (allerdings wurden nur die ersten geehrt, es ist eben ein Spendenlauf). Dazu erhielten alle eine schöne Medaille. Mit Kuchen nach dem Lauf ist es nicht so weit her in der Schweiz, dafür gönnte ich mir aber einen kleinen Raclette Teller.
Es war ein sehr schöner, aber anstrengender Lauf. Die Strecke ist landschaftlich abwechslungsreich und führt vom Wald bis in alpine Zonen. Sie bietet eine Vielzahl sehr schöner Ausblicke. Danke an den Veranstalter für die gute Organisation und Markierung und an die freundlichen Helfer*innen an den VPs.