Ultra Stage Run / Burgos (Spanien)
The Way of Legends
200 km / 7000 HM
14.-22. Mai 2024
Bericht: Ursel, Fotos: Ursel und Veranstalter
Der Weg der Legenden ist ein sechstägiger Ultra Etappenlauf der vom 14.5.-22.5.24 in Burgos/Ros stattfindet. Er besteht aus sechs aufeinander folgende Etappen von Längen zwischen 30+42km.
Die sechste Etappe führt entlang des historischen Jakobsweg bis zum Ziel an der Kathedrale von Burgos - einem Weltkulturerbe.
Die Provinz Burgos (Spanien) war schon immer eine Grenzregion und ein Kreuzpunkt vieler Zivilisationen und Kulturen. Im Laufe der Jahrhunderte war es Zeuge vieler historischer Ereignisse.
An diesem Etappenlauf wollen Ingo und ich zur Erinnerung an unseren langjährigen Lauffreund Hans Schmidt teilnehmen.
Wir fliegen am 10.05.2024 nach Madrid, schauen uns 2 Tage die Stadt an und sind begeistert von den vielen monumentalen Gebäuden, den freundlichen Menschen und der Sauberkeit der Stadt. Über die Vielfalt der Tapas lassen wir uns durch eine Tour mit Verköstigung überzeugen. Außerdem besuchen wir das berühmte Prada-Museum und das Thyssen-Museum. Wir sind begeistert!
Am 13.4. fahren wir mit dem Bus 2,5 Std. Richtung Norden nach Ros, ein kleines nettes Dorf. Hier ist es mit 18 Grad wesentlich kühler wie in Madrid und hier findet unsere 1. Etappe von 42 km statt.
Während dem Lauf sind wir Selbstversorger, an den Checkpoints gibt es nur Wasser.
Einen Tag vor vorher wird beim Race-Check die vorgeschriebene Pflichtausrüstung geprüft und am Abend ist in der Dorfkirche speziell für uns Läufer ein wunderbares Schamanenkonzert. Manu Pastor der Race-Leiter erinnert an unseren verstorbenen Hans Schmid, ein Lauffreund mit dem wir viele internationale Läufe bestritten haben. Er ist leider plötzlich verstorben und war für alle Läufer ein großes Vorbild.
Beim Briefing am anderen Morgen, bezeichnet Manu die 1. Etappe als Vorspeise, die darauffolgenden Bergläufe sind die Hauptspeisen und die Zieletappe die Nachspeise. Wir sind schon sehr gespannt.
1. Etappe Ros-Ros
42.2 km 1100 HM/-1100 HM 6:06 Stunden
Von einer Schamanin am Feuer werden wir bei recht frischen Temperaturen mit guten Geistern und den besten Wünschen auf die Strecke geschickt. Wir laufen durch das Dorf hinaus in eine wunderbare Landschaft. Überall sattgelber Ginster, blühende Heide und wilde Orchideen in zarten Lila und Weißtöne.
Es ist ein Rundkurs und das Highlight auf dieser Runde ist der lang gezogene Aufstieg zu einem Felsen, bevor uns ein endloser Sandweg zurück nach Ros führt. Nach 6:06 haben wir das Ziel erreicht.
Nach jedem Lauf können wir uns eine professionelle Massage geben lassen. Auch ich lasse mir das nicht entgehen.
2. Etappe von San Juan de Ortega – Pineda de la Sierra
38 km / 1600 HM/-1350 HM 7:13 Stunden
Der Start ist an einer Klosterkirche der Jakobspilger in San Juan de Ortega. Wir haben eine Busfahrt von 1 Std vor dem Lauf. Der Start folgt um 8 Uhr und einige Jakobspilger kommen uns entgegen. Es ist noch recht warm und dadurch laufen wir durch eine wunderbare Vegetation. Je höher wir kommen desto kälter wird es. Vor dem eigentlichen Aufstieg ziehen wir uns warm an, ein Merinoshirt über das normale Funktionsshirt, eine Windjacke und darüber die Regenjacke und Handschuhe. Noch ahnen wir nicht was da wirklich auf uns zukommt.
Das Feld zieht sich beim Aufstieg sehr schnell auseinander und das Wetter wird zur großen Herausforderung. Mit Regen, Hagel und eiskaltem Wind kämpfen von wir uns dem Gipfel entgegen. Es ist ein sehr langer und steiler Aufstieg von 12 km! Der Nebelvorhang wird immer dichter und es ist „schweinekalt“.
Es wird uns alles abverlangt und durchgefroren erreichen wir in dichtem Nebel die Hütte. Dort ist unser Checkpoint und man hat den Holzofen angemacht und wir können uns ein wenig aufwärmen. Alle Läufer habe das dankend angenommen. Man hat uns sogar Schokolade angeboten und wir haben dankend zugegriffen, denn ein langer Abstieg liegt nun vor uns. Klitschige Steine durch den nassen Nebel macht den Abstieg nicht wesentlich leichter. Am meisten hat uns die „sibirische“ Kälte zu schaffen gemacht. Ziemlich geschafft kommen wir im Ziel an. Eine heiße Dusche und die Massage hilft uns wieder auf die Beine. Unsere mitreisenden Küchenfeen zaubern für alle ein klasse Essen.
Heute und die nächsten 3 Tag schlafen wir in Gemeinschaftslager! Das ist ein wenig gewöhnungsbedürftig.
3. Etappe Pineda de la Sierra- Refugio Valle Del Sol
30km / 1650 HM/-1400 HM 5:45 Stunden
Start ist um 8 Uhr und die ersten 10km haben wir 750 HM zu bewältigen. Es ist immer noch kalt, volle Ausrüstung mit Handschuhen sind weiter notwendig, aber wir gewöhnen uns ein wenig daran. Bis km 26 geht es wellig weiter und es läuft bei uns „rund“. Die letzten 4 km auf einem schmalen Pfad mit 300 HM sind der Hammer vor dem Ziel. Mit Bachgeplätscher im Ohr mobilisieren wir unsere ganzen Kraftreserven. Oben an der Hütte angekommen bin ich ziemlich platt aber sehr zufrieden denn auch diese 3. Etappe ist geschafft.
Heute schlafen wir in Etagenbetten und wehe dem der keine Ohropax dabei hat. Am Abend immer der gleiche Ablauf, Massage und gutes Essen von unserer Küchenmannschaft. Das bringt alle wieder auf die Beine. Die Stimmung ist ausgelassen und sehr gut. Wir schauen uns vor dem Schlafen noch die schwarze Skipiste an die wir am nächsten Morgen hochlaufen müssen.
4. Etappe Refugio Valle del Sol-Refugio Valle del Sol
31 km / 1700 HM/-1700 HM 6:43 Stunden
Start wieder um 8 Uhr, es geht gleich sehr steil eine schwarze Skipiste hoch, das bedeutet auf 1,5km 450HM. Im Gänsemarsch setzen wir einen Fuß nach dem anderen um in die Höhe zu kommen. Das ist für mich eine ganz harte Nuss, ich komme nur langsam voran. Ich schaue nicht nach oben damit ich diese Endlosigkeit nicht sehe. Ingo läuft voraus und ich in kleinen mühevollen Schritten hinterher. Hier kämpfen alle Läufer! Oben angekommen werden wir mit einer wunderbaren Aussicht belohnt. Mit einem Fotostopp gönne ich mir eine kleine Verschnaufpause, denn mein Puls bewegte sich an der Oberkante. Auf dem Bergkamm geht’s weiter, es ist sehr kalt, aber wir kommen wieder zügig voran.
Wir wissen bei km 27 folgt der 2. „Hammer“ auf 7 km 700 HM Aufstieg. Es ist super anstrengend und auch hier kämpfen wir uns langsam hoch. Man hat das Gefühl es nimmt kein Ende. Still ohne Worte laufen wir und wissen auch das geht vorbei. Danach folgen noch die restlichen 4 km, ich konnte nur noch sehr langsam und schwer laufen. Wir wurden jubelnd empfangen, ich hatte Tränen vor Erschöpfung in den Augen, welches starkes Gefühl, es geschafft zu haben.
5. Etappe Valle del Sol-San Pedro Cardena
43km / 600HM/-1100HM
Diese Etappe ist mir sehr leicht gefallen, ich bin selbst erstaunt.
Heute werden wir nasse Füße bekommen, denn wir müssen durch einen Bach laufen. Uns kann aber nichts mehr schocken, einige ziehen Schuhe und Socken aus, wir laufen einfach durch, schließlich sind wir Hartfüßler! Das Wetter ist nun besser geworden, es ist auch nicht mehr so kalt.
Es erwartet uns auf dem weiteren Streckenverlauf viel lehmiger Batsch und Wasserlachen. Es gibt kein Entrinnen und die Schuhe fühlen sich wie Steinblöcke an. Wir laufen teilweise fluchend Slalom von einem Lehmbuckel zum anderen. Aber auch das ist irgendwann mal vorbei. Rechts und links sind blühende Wiesen und Felder. Unser heutiges Ziel ist ein aktives Kloster, wir kommen bei Sonnenschein an. Heute haben wir wieder ein Zimmer für uns mit Dusche, welch herrliches Gefühl nach 3 Tagen Hüttenunterkunft.
Am Abend sind wir zum Abendgebet der Mönche eingeladen und alle Läufer nehmen teil.
In den dicken Mauern des Klosters ist es kalt, mit dickerer Jacke gehen wir zum Abendessen.
6. Etappe San Pedro Carden – Cathedral
13 km / 200 HM/-300 HM 1:35 Stunden
Die letzte Etappe führt uns vom Berg runter nach Burgos zum Weltkulturerbe der Kathedrale. Hier ist auch das Ziel der Jakobspilger.
Die Beine fühlen sich heute schwer an, mental sage ich nur noch 13 km dann ist es geschafft. Ein bisschen Kampf ist es trotzdem obwohl es nicht mehr viele Höhenmeter sind. Als wir in den Ort reinlaufen, jubeln uns die Spanier zu, ich bin erstaunt von soviel Anteilnahme. Nach 1:35 Stunden sind wir durch die Finisherline gelaufen. Es ist geschafft, 6 Tage laufen mit vielen Höhen und Tiefen. Wir Läufer haben uns unterwegs immer wieder motiviert!
Es war ein super schönes Erlebnis.
Nun sind wir wieder in einem Hotel untergebracht, wir duschen und schauen uns danach die sehenswerte Kathedrale an. Wir verweilen satte 3 Stunden und kommen aus dem Staunen nicht heraus! So eine prächtige Kathedrale haben wir noch nie gesehen.
Am Abend ist in unserem Hotel die Siegerehrung mit einem sehr guten Essen. Alle Finisher werden einzeln aufgerufen und bekommen die Urkunde das eine Schmuckstück von Medaille überreicht. Auch an diesem Abend wurde in Erinnerung an Hans Schmidt eine treffende Figur einem Läufer überreicht.
Ein schönes Ende und in Gedanken war ich unterwegs oft bei Hans Schmid.
Fazit.
Manu Pastor hat mit viel Herzblut und perfekt diesen Lauf organisiert! Es war erlebnisreich in traumhafter Landschaft und alle kamen auf ihre Kosten. Alle, auch die letzten Läufer/in, wurden mit großem Applaus im Ziel empfangen.
Die mitfahrende Küchencrew war spitze und zauberte jeden Tag wunderbare Mahlzeiten. Dieser Lauf ist absolut empfehlenswert, man sollte aber nicht ohne Bergerfahrung antreten und gut trainiert sein.